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Praktikum in den Niederlanden

[dropcap]E[/dropcap]in Auslandspraktikum in den Niederlanden zu absolvieren, ist bei Deutschen zu recht sehr beliebt. Neben Vorteilen wie einer Vergütung oder entspannten Gepflogenheiten im Business-Alltag, spricht vor allem die Nähe zu Deutschland für einen Auslandsaufenthalt im Nachbarland. Denn somit erleichtert sich die An- und Abreise, was den Geldbeutel schont.
Da im niederländischen Studiensystem ein Praktikum meist vorgeschrieben wird, werden viele Stellen im ganzen Land angeboten. Doch dies ist auch eine Einschränkung, denn du wirst eben fast nur Stellen für Pflichtpraktika finden. Ein Orientierungspraktikum wie wir es aus der Schule kennen, ist in den Niederlanden nicht üblich.
Wenn du allerdings eine anerkannte Ausbildung machst oder in einem Studium immatrikuliert bist, kannst du dich auf ein Praktikum bei internationalen Unternehmen freuen. Oder du entdeckst dein ganz persönliches Traumpraktikum!

Wie und wo finde ich ein Praktikum in den Niederlanden?

Die erste Anlaufstelle für Auslandspraktia ist unsere Jobbörse auf Auslandskarriere. Hier annoncieren niederländische Firmen immer wieder Praktikumsangebote für Stellen mit englischen oder niederländischen Sprachkenntnissen. Wichtiger Tipp: Das niederländische Wort für Praktikum lautet übrigens „stage“.

Im besten Fall weißt du bereits in welcher Branche du dein Auslandspraktikum absolvieren möchtest. In den größten Städten Amsterdam, Rotterdam und Den Haag findest du natürlich die verschiedensten Industrien. Generell lässt sich aber sagen, dass Amsterdam als größte Stadt für Tourismus und Dienstleistungen bekannt ist. Währenddessen ist Rotterdam für seine Logistikbranche bekannt, denn hier befindet sich Europas größter Hafen.

Du denkst bereits an eine bestimmte Branche oder Firma, aber kannst dazu kein passendes Praktikumsangebot online finden? Dann solltest du dich nicht scheuen, initiativ eine Bewerbung zu verfassen. Genau wie in Deutschland sind Initiativbewerbungen in den Niederlanden sehr üblich. Mit einem Telefonat oder einer E-Mail findest du am schnellsten heraus, wie gut deine Chancen für ein Praktikum in einer Firma stehen.

Wie finde ich ein bezahltes Praktikum in den Niederlanden?

Ein Vorteil vieler Praktika in den Niederlanden gegenüber Deutschland ist, dass sie meistens bezahlt sind. Die Vergütungen können in verschiedenen Branchen unterschiedlich ausfallen und sind außerdem von der Praktikumsdauer und deinem Erfahrungswert abhängig. Meistens kann man aber monatlich mit ungefähr €500 rechnen.

Die Höhe der Vergütung solltest du unbedingt frühzeitig im Gespräch mit deinem Praktikumsgeber klären, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Voraussetzungen für ein Auslandspraktikum in den Niederlanden

Wer niederländisch spricht hat einen Vorsprung, denn der Landessprache mächtig zu sein ist bei Auslandpraktika immer von Vorteil. Allerdings ist das in den Niederlanden absolut kein Muss. Denn hier sind viele internationale Unternehmen ansässig, deren Alltagssprache Englisch ist.
Da die Niederlande ein wichtiger Wirtschaftspartner von Deutschland ist, haben hier auch Niederlassungen von deutschen Firmen ihren Sitz. In solchen Firmen gebührt dir mit deinen Deutschkenntnissen ein Vorzug.

Bei den vielen Vorteilen, die ein Praktikum in den Niederlanden mit sich bringt, gibt es auch eine gehörige Einschränkung: Denn anders als in Deutschland sind Orientierungspraktika während der Schulzeit oder vor dem Studium nicht üblich. Hingegen ist in vielen Studiengängen ein Pflichtpraktikum vorgeschrieben. Auf so eine Stelle kannst du dich auch für dein Auslandspraktikum bewerben, sofern du dich in einer anerkannten Ausbildung befindest.
Dabei gilt es die Ausbildungsstufe zu beachten, auf die das Praktikum ausgelegt ist. Ein Praktikum im Rahmen einer schulischen Berufsausbildung trägt die Bezeichnung „MBO“. Studierst du an einer Fachhochschule, solltest du nach den Buchstaben „HBO“ Ausschau halten. Bist du an einer Universität immatrikuliert, kannst du ein „universiteit“ Praktikum absolvieren.

Darüberhinaus unterscheidet man in den Niederlanden noch unter zwei weiteren Kategorien. Die erste ist das „meeloopstage“ oder „meewerkstage“, dass mit Mitlauf- oder Mitarbeitspraktikum zu übersetzen ist. Damit wird ein Praktikum bezeichnet, bei dem du in einer Abteilung mitarbeitest, und das bisher Gelernte aus deinem Studium anwendest. Diese Art des Praktikums dauert zumeist 6 Monate.

Unter die zweite Kategorie fallen das sogenannte „afstudeerstage“ (Studienabschlusspraktikum) und das „onderzoekstage“ (Forschungspraktikum). Bei diesen Arten eines Praktikums schreibst du entweder einen Bericht oder eine Forschungsarbeit. Hierfür werden Stellen von ungefähr 3 bis 6 Monaten angeboten.

Praktikum in den Niederlanden: Kosten

Trotz vergütetem Praktikum solltest du dir einen Kostenplan aufstellen. Denn die Miete für eine Unterkunft und die Lebenshaltungskosten sind nicht günstiger als in Deutschland und vor allem in Amsterdam und anderen großen Städten können diese auch deutlich höher ausfallen.

Am günstigsten ist es wohl, dir ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft zu mieten. Du wirst schnell merken, dass die Preise von € 200 bis 700 variieren.
Sparen kannst du gegebenenfalls bei der An- und Abreise. Je nachdem von wo aus in Deutschland du startest, bietet es sich an auf einen Flug zu verzichten und stattdessen auf Zug, Fernbus oder Auto umzusteigen. Wenn du frühzeitig buchst, kannst du von einem Frühbucherrabatt Gebrauch machen.

Auch bei öffentlichen Verkehrsmitteln kannst du in den Niederlanden sparen, wenn sich deine Wege mit dem Fahrrad erledigen lassen. Denn fast nirgends sonst auf der Welt sind die Fahrradwege so gut ausgebaut wie in den Niederlanden. Die Niederländer lieben das „fietsen“, was niederländisch für Fahrradfahren ist, und bewegen sich so das ganze Jahr über fort.

Bewerbung in den Niederlanden: Formelle Unterschiede

Die niederländische Bewerbung besteht lediglich aus einem Anschreiben und einem Lebenslauf. Beim letzterem gilt es ein paar Punkte wegzulassen, die in Deutschland verbreitet sind. So kommt in einen niederländischen Lebenslauf weder ein Foto noch Angaben zu deiner Religion. Der Grund dafür ist eine möglichst gleichberechtigte Prüfung aller Bewerbungen.

Was jedoch viel üblicher in den Niederlanden als in Deutschland ist, ist die Angabe von Hobbies im Lebenslauf. Die Personalleiter wollen dich auch auf menschlicher Ebene kennen lernen, darum kannst du mit deinen Hobbies ruhig ein wenig deine Persönlichkeit erkennen lassen.

Außerdem kannst du Zeugnisse und Zertifikate bei deiner ersten Kontaktaufnahme getrost weglassen. Jedoch kann es sein, dass während des Bewerbungsprozesses nachträglich Referenzen angefragt werden. Meistens fragen die Personalmanager dann nach einem ehemaligen Vorgesetzten, Lehrer oder Professoren, um einige Fragen zu deinem Arbeitsverhalten zu stellen.
Beim Bewerbungsgespräch, persönlich oder telefonisch, solltest du Bescheidenheit walten lassen. Denn das Prahlen mit errungenen Titeln kommt beim genügsamen Niederländer gar nicht gut an. Deine Erfolge sollten deinem Gegenüber bereits aus Lebenslauf und Anschreiben bekannt sein. Im Bewerbungsgespräch kannst du jetzt noch einmal unter Beweis stellen, dass du eine/n freundliche/n und motivierte/n Praktikanten/Praktikantin abgeben würdest.

Wo wohne ich während meines Praktikums in den Niederlanden?

Für die Dauer eines Praktikums bietet es sich am ehesten an, ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft zu mieten. Für das passende Zimmer zum passenden Preis solltest du frühzeitig anfangen zu suchen und über verschiedene Wege recherchieren.

Die ersten Anlaufstellen für viele Suchende sind dabei Online-Portale wie rentslam.com, kamernet.nl, kamers.nl oder huurwoningen.nl. Auch in lokalen Facebook-Gruppen deiner Praktikumsstadt solltest du fündig werden.

Wende dich aber auch an die schwarzen Bretter von Universitäten (online oder vor Ort) und manchmal auch Supermärkten, um deine Chance auf ein passendes Zimmer zu erhöhen.

Leben in den Niederlanden während des Praktikums

Auch wenn du einen Großteil deiner Zeit mit deinem Praktikum verbringen wirst, solltest du es dir nicht entgehen lassen, die Niederlande intensiv kennen zu lernen. Du wirst schnell feststellen, dass unser kleiner Nachbar viel zu bieten hat.

Neben Aktivitäten in deiner Praktikumsstadt, lässt sich die Niederlande auch einfach und schnell mit dem Zug bereisen. Die NS, das niederländische Pendant zur Deutschen Bahn, bietet regelmäßig vergünstigte Tages- und Wochenendtickets an. Auf deiner Bucket List sollten auf jeden Fall Tulpenfelder und historische Windmühlen stehen.

Wie finde ich Freunde in den Niederlanden?

Geselligkeit wird in den Niederlanden groß geschrieben. Das wirst du spätestens daran merken, dass die Niederländer das Wort „gezellig“ fast so oft wie wir Deutschen das Adjektiv „cool“ verwenden.

So wirst du merken, dass Geschäftsmeetings oder –essen oft ein bisschen entspannter als in Deutschland beginnen. Die Geschäftspartner tauschen erstmal ein wenig Smalltalk miteinander aus, um die „gezelligheid“ nicht zu kurz kommen zu lassen.

Unter Kollegen ist es in vielen Firmen üblich am letzten Abend der Arbeitswoche beim „borrel“ (Umtrunk) gemeinsam etwas trinken zu gehen.

Außerhalb deiner Praktikumsstätte findest du Freunde und Gleichgesinnte in Facebook-Gruppen oder auf Online-Portalen wie Meetup und Couchsurfing. Auch über Universitäten findest du Sportangebote oder Gruppenaktivitäten, an denen man auch teilnehmen kann, wenn man kein immatrikulierter Student ist.

Eine weitere gute Idee Anschluss zu finden ist es dir eine Tandem-Partner zum Sprachenlernen zu suchen. Während du deinem Tandem mit Deutsch oder Englisch hilfst, kann er oder sie dir ein bisschen Niederländisch beibringen.