Call Center Jobs im Ausland: Was kann man von einem deutschsprachigen Telesales-Job erwarten

Call Center Jobs im Ausland
Eine Telesales-Job im Ausland kann ein echter Türöffner sein. (Foto: Shutterstock)

Bevor ich mein Praktikum im Telesales bei IBM in Irland antrat, befürchtete ich in einem typischen Call Center zu landen, indem ich den ganzen Tag telefonieren müsste. Kaltakquise? Brrrr – eine absolute Horrorvorstellung, denn das Telefonieren fiel mir nicht unbedingt einfach. Der gute Name des Unternehmens und Irland selbst reizten mich dann aber doch mein Pflichtpraktikum im „Call Center“ zu absolvieren.

Das Erste, was mich dann meine Praktikumsbetreuerin am ersten Tag fragte war: „Bist du sehr geschockt?“. „Nö, wieso?“ – „Na, das sieht doch hier aus wie in einer Turnhalle!“. Das tat es tatsächlich. Das Großraumbüro bestand aus einer großen Halle mit endlos vielen Schreibtischen, die nur von dünnen Trennwänden abgegrenzt wurden. Die triste grüngraue Farbe machte das Ganze noch turnhalliger.

Nichtsdestotrotz hat mich das Praktikum dennoch sehr positiv überrascht. Telesales ist mehr als der schlechte Ruf der noch am Begriff „Call Center“ klebt.

In diesem Artikel gebe ich dir ein paar Einblicke in die verschiedenen Telesales-Jobs im Ausland.

1Was ist der Unterschied zwischen einem Call Center und Telesales-Job?

Call Center oder Telesales? Gibt es hier einen Unterschied? Call Center Jobs gibt es schon seit eh und je. Im Grunde ist der Begriff Telesales ein neuer Begriff für das Wort Call Center. Wenn allerdings von Telesales-Jobs die Rede ist, dann sind oft die Jobs gemeint, die von Muttersprachlern im Ausland gemacht werden. Im Ausland arbeitet man meist für ein namhaftes Unternehmen im Key Account oder Customer Service. Während man im klassischen Call Center teilweise wahllos fremde Personen oder Firmen anruft.

Angefangen hat der Begriff Telesales Mitte der Neunziger in Irland. Das ehemals Armenhaus Europas konnte sich mit der Ansiedelung ausländischer Unternehmen aus der IT-Branche zu einem wirtschaftlich starken Land mausern. Amerikanische Unternehmen wie IBM, Apple, Google, Facebook oder Hewlett Parker sahen in Irland mehrere Vorteile: Die niedrigen Steuern und die englische Sprache machten Irland zu einem attraktiven Land, um von dort die europäische Headquarter von multinationalen Unternehmen zu steuern.

Mittlerweile gibt es die sogenannten Telesales-Hubs nicht nur in Irland. Portugal, Spanien, Griechenland oder in Tschechien bieten ebenso deutschsprachige Telesales-Jobs an.

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2Was steckt wirklich hinter den vielen Telesales-Jobs und Praktika im Ausland?

Für Unternehmen macht es durchaus Sinn den Customer Service oder Sales-Bereich auszulagern oder von einem Standort aus zu betreuen. Man spart steuern und kann diese Abteilungen zentralisiert steuern und anlernen.

In vielen Telesales-Hubs werden nämlich gleich mehrere europäische Sprachen der einzelnen Unternehmen betreut. Ob Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Schwedisch oder sogar Finnisch: Mit seiner Muttersprache kann man sogar problemlos in Prag, Barcelona, Lissabon oder Athen arbeiten.

Unter Telesales kann Key Account Management, Customer Service aber auch die bloße Kaltakquise stecken. Die Stellenbeschreibungen sind meist sehr transparent, denn man möchte niemanden einstellen und antrainieren, der dann doch nur nach ein paar Tagen wieder das Weite sucht.

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3Wie sieht die tägliche Telesales-Arbeit tatsächlich aus?

Rund um die Uhr telefoniert wird eigentlich nicht zwangsläufig. Wer im Key Account Management arbeitet, schreibt ebenso E-Mails, recherchiert neue Kunden oder erstellt Verträge. Im Customer Service betreut man Kunden, die meist ein Problem oder eine Frage zu einem Produkt oder einer Dienstleistung haben.

Im Call Center wird also zwischen „Inbound“ und „Outbound“ unterschieden. „Inbound-Calls“ bezeichnet man die Annahme von Telefonanrufen. Hier kann es um Bestellungen, Beschwerden oder aber auch Fragen gehen. „Outbound-Calls“ können kalt aber auch warm sein. Beim „Cold Calling“ ruft man Personen an mit denen man vorher keinen Kontakt hatte. „Warm Calling“ hingegen bezeichnet den Kundenstammt, der bereits etwas beim Unternehmen gekauft hat.

Wie viel tatsächlich Telefoniert wird, hängt vom Job und vom Unternehmen ab. Üblich ist eine „Talk-Time“ von zwei Stunden am Tag bei einem reinen Sales-Job.

4Was sind die Vorteile im Call Center oder Telesales zu arbeiten?

Die Bereiche Vertrieb und Kundenservice werden als Grundsteine der Betriebswirtschaft gesehen. Wer also Erfahrung in einem der Bereiche sammelt, kann diese problemlos auf andere Bereiche anwenden.

Hinter dem Großteil der Telesales-Jobs stecken wahnsinnig riesige Unternehmen. Der Telesale-Job kann somit in vielerlei Hinsicht als Sprungbrett verwendet werden. Denn hier lernt man viel über die Kunden des jeweiligen Unternehmens kennen und kann diese Erfahrung dann in andere Bereiche einbringen.

Hinzukommt außerdem, dass bei Telesales-Jobs ein großer Wert auf gutes Training gelegt wird. Quereinsteiger werden meist genauso genommen wie Querdenker, die keine Ausbildung oder Studium vorzuweisen haben. Im Telesales-Job bekommt man nämlich das ganze Wissen in einem Intensivtraining beigebracht.

Die Kommunikation, der Umgang mit zwischenmenschlichen Kontakten und das ausgiebige Training wie auch der gute Name eines Unternehmens können einem so manch andere Karriere-Tür eröffnen.

5Was sind die Nachteile im Call Center oder Telesales zu arbeiten?

Der Nachteil eines jeden Telesales-Job ist, dass man nach ein bis zwei Jahren fast alles gelernt hat. Ein Großteil der Mitarbeiter kündigt deshalb bereits nach zwei bis drei Jahren. Die hohe Fluktation bedeutet aber auch, dass ständig neue Mitarbeiter gesucht werden. Wer dennoch länger bleiben möchte, kann weiter zum Teamleiter aufsteigen. Die Aufstiegschancen sind in einem Call Center aber dennoch sehr begrenzt.

Da man jegliches Training direkt vor Ort erhält und keine Ausbildung vorzeigen muss, ist das Gehalt leider ebenso nur durchschnittlich. Vorwiegend werden die Telesales-Jobs auch von jüngeren Mitarbeitern gemacht, die für ein bis zwei Jahre im Ausland leben möchten.

6Kann man einen Call Center oder Telesales-Job machen, wenn man unter Telefonangst leidet?

Niemand ist der geborene Telefon-Star. Besonders jüngere Mitarbeiter tun sich zu Anfang eines Telesales-Jobs schwer die ersten Anrufe zu tätigen. Telefonangst kann überwunden werden.

Auch ich habe mit mir gerungen als ich ein paar Kunden anrufen sollte. Das erste Telefonat kam mir dabei schlimm vor. Danach war es absolut kein Problem mehr, denn mit der Zeit lernst du, dass Telefonieren auch Spaß machen kann.

Mehr zum Thema Telefonangst, kannst du in diesem Artikel lesen.

7Wie findet man einen guten Telesales-Job im Ausland?

Ein Telefon-Job scheint sich langweilig anzuhören. Dies ist es aber gar nicht. In vielen der IT-Hubs arbeitet man für ziemlich coole Unternehmen, in die man sonst nur sehr schwer hineinkommt. Namen wie Google, Facebook, Pandora, VW und Co. setzen im Ausland auf Telesales-Jobs. Die Mitarbeiter sind jung und die Arbeitsorte Barcelona, Lissabon, Dublin, Prag oder Athen haben ebenso einiges zu bieten. In der Jobbörse von Auslanskarriere findest du viele aktuelle Jobs im Ausland. Schau doch mal vorbei!

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Marlene Schimanski ist die Gründerin und Chefredakteurin von Auslandskarriere. Sie lebte bereits in fünf verschiedenen Ländern (Portugal, Island, Österreich, Irland und Australien) und ist 2013 nach Australien ausgewandert. Sie hat bei PwC und KPMG im Global Mobility gearbeitet, bevor sie sich als Englisch-Übersetzerin und Karrierecoach selbstständig machte. Sie hat einen Masterabschluss in International Business Administration.