Business-Knigge Japan: Fettnäpfchen, Visitenkarten und Karaoke

[dropcap]D[/dropcap]ie Japaner sind zurückhaltender als die Chinesen, wenn es um den Umgang mit westlichen Ausländern geht. Wenn Sie beruflich mit Japaner zusammenarbeiten, dann ist es wichtig, sich über die japanische Kultur zu informieren.

1Beliebte Fettnäpfchen

Auch wenn man Ausländern eher Fettnäpfchen verzeiht oder diese sogar von ihnen gewohnt ist, sollte man sich möglichst an die gängigen japanischen Verhaltensregeln halten. Viele westliche Geschäftsleute verwechseln die chinesische und japanische Kultur.

Auch wenn beide Kulturen sehr ähnlich sind, gibt es dennoch viele Unterschiede, und Ihr japanischer Geschäftspartner wird an Ihren Kultur- und Geographiekenntnissen zweifeln, wenn Sie ihm von etwas erzählen, was eigentlich in die chinesische Kultur gehört.

Obwohl das Schlürfen der Suppe in Restaurants zum guten Ton gehört, sollten Sie alle anderen Körpergeräusche wie das Naseputzen oder Aufstoßen in der Öffentlichkeit vermeiden. Wer zu jemandem in Japan eingeladen wird, muss seine Schuhe ausziehen. Achten Sie deshalb auf lochfreie Socken.

2Begrüßung und Anrede

Während die Chinesen sich an die westliche Begrüßung des Händeschüttelns gewöhnt haben, vermeiden die Japaner jeglichen Körperkontakt. Die Japaner bevorzugen Distanz und so ist sogar das Küssen in der Öffentlichkeit verpönt, denn das gehört ins Schlafzimmer.

In Japan verbeugt man sich. Männer legen ihre Hände auf die Oberschenkel und bilden mit ihrem Oberkörper eine Linie. Frauen legen ihre Hände vor dem Körper übereinander. Der Höflichkeit halber wird die Endung –san an den Nachnamen angehängt. Noch höfflicher und üblich in E-Mails ist die Endung –sama.

3Geschenke

Geschenke für Geschäftspartner gehören zum guten Ton und stärken das Geschäftsverhältnis. Wie auch die Chinesen mögen die Japaner Markenartikel. Die Farben Weiß und Schwarz sollten bei der Geschenkverpackung vermieden werden, da diese Farben für den Tod stehen.

Achten Sie unbedingt auf eine makellose Verpackung, denn Japaner öffnen Geschenke nicht vor Ihren Augen, um Sie nicht in Verlegenheit zu bringen, falls das Geschenk nicht gefällt, und um nicht als habgierig rüberzukommen. Artikel aus Ihrer Heimat werden besonders wertgeschätzt, Sie sollten aber keine Messer und Scheren verschenken, da dies eine Trennung symbolisiert.

4Verhandlungen

Die japanische Kultur trennt Geschäftliches nicht unbedingt von Privatem und es ist sehr üblich, mit seinen Mitarbeitern, Vorgesetzten oder Geschäftspartnern abends auszugehen. Besonders beliebt ist Karaoke und eine Einladung in eine Karaoke-Bar darf niemals abgesagt werden.

Die Japaner müssen erst Vertrauen zu ihren Geschäftspartnern aufbauen und dies geht nun mal in privater Atmosphäre mit ein paar Gläsern Sake am besten. In Japan ist es üblich, dass man sich gegenseitig einschenkt. Wenn Sie also Ihrem Gegenüber einschenken, müssen Sie ihn auch Ihr Glas auffüllen lassen.

5Kommunikation und beliebte Ausreden

Wie in den meisten asiatischen Kulturen, sagen auch die harmoniebedürftigen Japaner ungerne „Nein“. Die Höflichkeit der Japaner geht so weit, dass man sich lieber eine Ausrede einfallen lässt als dem ausländischen Partner zu sagen, dass man kein Interesse an einer Zusammenarbeit hat.

Sollte man nicht mit Ihnen zusammenarbeiten wollen, bekommen Sie keine Absage, aber zahlreiche Ausreden als Antwort. Wenn Ihr japanischer Geschäftspartner ständig krank oder vereist ist, dann bedeutet dies, dass aus dem Vertrag nichts wird. Eine Antwort wieso dies der Fall ist, werden Sie ebenfalls nicht erhalten und sollten auch nicht danach fragen, da der japanische Geschäftsmann sonst wohl „sein Gesicht verlieren“ (beziehungsweise seine Würde) könnte.

6Japanische Werte

Reis hat einen besonderen Stellenwert in Japan, denn dieser symbolisiert das Leben und Wohlstand. Da Ressourcen im Laufe der Geschichte des Inselstaats knapp bemessen waren, sollte man darauf achten alles aufzuessen. Wenn Sie fertig mit Essen sind, sollten Sie die Stäbchen auf den Stäbchenhalter ruhen lassen.

Die Stäbchen auf der Schale ruhen zu lassen oder sogar in den Reis zu stecken, gilt als unhöflich. Stäbchen im Reis symbolisieren ein buddhistisches Beerdigungsritual und gelten deshalb als Bruch der Etikette.

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Marlene Schimanski ist die Gründerin und Chefredakteurin von Auslandskarriere. Sie lebte bereits in fünf verschiedenen Ländern (Portugal, Island, Österreich, Irland und Australien) und ist 2013 nach Australien ausgewandert. Sie hat bei PwC und KPMG im Global Mobility gearbeitet, bevor sie sich als Englisch-Übersetzerin und Karrierecoach selbstständig machte. Sie hat einen Masterabschluss in International Business Administration.